Hintergründe zur Benchmarkreform
Einer der wichtigsten Beweggründe der Benchmarkreform war die im Jahre 2011 aufgedeckte Manipulation von Referenzzinssätzen wie dem LIBOR und EURIBOR. Bankinstitute konnten sich finanzielle Vorteile verschaffen. Aufsichtsbehörden und Zentralbanken arbeiten seitdem an der Reform der variablen Referenzzinssätze mit dem Ziel verlässliche Referenzzinssätze zur Verfügung zu stellen.
Die Reform betrifft eine Vielzahl von Finanzinstrumenten, welche die neuen Sätze verwenden werden. So wird z.B. aus dem EONIA der ESTR und aus dem GBP LIBOR der SONIA.
Ende 2021 Auslaufen einiger Referenzzinssätze
Einige der abzulösenden Referenzzinssätze werden schon Ende 2021 ‚abgeschaltet‘. Es besteht also Handlungsdruck rechtzeitig auf eine alternative Verzinsung umzusteigen.
Fixierung der Referenzzinssätze ändert sich signifikant
Die Komplexität der Benchmarkreform resultiert aus der neuen Zinsmethodik.
Mit einem täglichen Fixing tragen die neuen O/N Sätze maximal ein overnight Credit Risk, sie werden daher auch als Risk-Free-Rates (kurz RFR) bezeichnet. Weiterhin basieren die neuen Zinssätze auf realen Transaktionen (Administration wird von der jeweiligen Notenbank übernommen) und die gemittelte Zinseszinsrechnung wird angewendet.
Damit stellt die Umsetzung eine fachliche und eine technische Herausforderung dar.
Technische Umsetzung der Benchmarkreform
Für die Anpassung des SAP CML war das Einspielen von mehr als 130 Hinweisen auf den SAP Systemen der Bank erforderlich. Es ist klar, dass diese Umsetzung durch einen umfangreichen Regressionstest begleitet werden muss (z.B. Abgleich der Planzahlungsströme vorher/ nachher). Auch war die Zusammenarbeit mit der SAP erforderlich, um die umfangreichen Anpassungen im SAP Standard erfolgreich und fachlich korrekt produktiv zu setzen.
Neue SAP-Finanzmathematik erforderlich
Voraussetzung für den Einsatz der neuen Zinsmethodik ist zudem die Verwendung der neuen SAP-Finanzmathematik (ein Teil der Hinweise resultiert aus der Einführung der neuen Finanzmathematik).
Auch die Oberflächen/ Strukturen im SAP CML ändern sich durch neue Felder bei den
Wegen der zentralen Bedeutung des Zahlungsstroms in den IT-Architekturen der Banken ist klar, dass neue Zahlungsstromfelder auch auf Systeme/ Komponenten außerhalb des SAP CML ausstrahlen.
Verdichtung von Zahlungsströmen mit Risk-Free-Rates
Die Anzahl der Zinsbewegungen im SAP Zahlungsstrom steigt sehr deutlich an, da zu jedem einzelnen Berechnungstag der Berechnungsperiode ein Datensatz erzeugt und persistiert wird.
Die SAP stellt nun für die Verdichtung der Zahlungsströme den Funktionsbaustein ‚FVD_RFR_CONDENSE_FLOWS‘ für die Korrespondenz zur Verfügung (eingebunden auch in der Finanzstromanzeige im Darlehen per Drucktaste). Über einen BAdI können Verdichtungen für Zins-Berechnungsperioden mit Kapitalveränderungen optional eingestellt werden. Hier ist fachlich u.a. zwischen horizontaler und vertikaler Methode zu unterscheiden.
Bildquelle: Public consultation on the publication by the ECB of compounded term rates using the ESTR, European Central Bank, July 2020